In letzter Zeit wurde im „Twitterlehrerzimmer“ Audiofeedback statt schriftlicher Rückmeldung relativ stark thematisiert. Und da ich mich schon seit Längerem sehr mit dem Thema Feedback beschäftige, war es schnell klar, dass ich das auch ausprobieren wollte. Dank meiner Audioausstattung für meine Videos war das auch relativ leicht realisierbar. Denn während viele Kolleginnen und Kollegen auf die Qwiqr setzten, wollte ich lieber alles in eigener Hand haben. Der Datenschutz lässt grüßen. Zumindest wird hier noch eine Überprüfung erfolgen müssen.
Der Versuch
Ich sammelte eine schriftliche Aufgabe in Geschichte ein. Die Schülerinnen und Schüler hatten aus mehreren Aufgaben die Auswahl und sollten eine davon schriftlich abgeben. Da wir besondere Aufmerksamkeit auf die Methodik gelegt haben, wollte ich in meinem Feedback vor allem darauf eingehen. Ziel war es, dass das Feedback den Lernenden hilft zu erkennen, was sie bereits gut machten und was sie verbessern können.
Das Vorgehen
Folgende Arbeitsschritte führte ich durch, um das Audiofeedback zu erstellen und verfügbar zu machen:
- Ich nahm alle Feedbacks mit der Software Audacity auf. Vorteil: Da ich für jede/n Schüler/in eine Tonspur anlegte, konnte ich am Ende einfach jede Tonspur als eine eigene Audiodatei exportieren.
- Ich lud die Audiodateien an einen sicheren Ort unter meiner Kontrolle hoch.
- Mit Hilfe eines QR-Code-Generators erstellte ich für jeden Link zu einem Audiofile einen eigenen Code und fügte ihn in eine Tabelle ein.
- Das Blatt mit der QR-Code-Tabelle druckte ich aus, schnitt die QR-Codes aus und klebte sie unter die Hausaufgaben der Schülerinnen und Schüler.
Im Grunde war das für mich kein aufwändiger Vorgang. Wenn ich überlege, wie lange es gedauert hätte, alle meine Anmerkungen handschriftlich zu notieren, habe ich mit ziemlicher Sicherheit sogar Zeit gespart.
Erste Eindrücke und Rückmeldungen
Natürlich hat mich interessiert, wie das Audiofeedback bei den Schülerinnen und Schülern ankommt, weshalb ich einen – zugegebenermaßen etwas improvisierten – anonymen Evaluationsbogen mit herausgab, den ich in der nächsten Geschichtsstunde wieder einsammelte.
Nicht alle Ergebnisse will ich im Detail wiedergeben, aber ein paar zentrale Eindrücke möchte ich kurz schildern.
- Niemand hatte Problem damit, sich die Datei anzuhören, nur wenige mussten sich noch eine App herunterladen (es gab auch die Möglichkeit, direkt eine URL aufzurufen, aber der Wunsch nach einer Kurz-URL war nicht vorhanden).
- Sämtliche Schülerinnen und Schülern gaben als richtig oder eher richtig an, dass das Feedback ausführlicher als sonst war (nicht nur auf Geschichtsunterricht oder mich als Lehrkraft bezogen) und sie das Feedback gut nachvollziehen konnten. Bis auf einen Fall haben auch alle etwas aus dem Feedback gelernt.
- Alle empfanden, dass in dem Audiofeedback gezielter auf sie persönlich und ihre Arbeit eingegangen wurde als bei schriftlichem Feedback.
- Bis auf einen Fall haben sich alle Schülerinnen und Schüler ausführlicher mit dem Feedback auseinandergesetzt als sonst üblich. Alle haben sich aber ihren eigenen Text noch einmal angesehen, um die Anmerkungen nachvollziehen zu können.
- Alle würden gern erneut Audiofeedback bekommen.
In freien Anmerkungen wurden unter anderem einzeln folgende Punkte genannt: Die Methode wurde als modern bzw. zeitgemäß empfunden und die Betonung als zuträglich für ein besseres Verständnis hervorgehoben. Außerdem würde das Feedback durch den gesprochenen Text ernster genommen und sei leichter im Gedächtnis zu behalten. Auch gab es den Wunsch, diese Methode in anderen Fächern durchzuführen.
Wie geht es weiter?
Auch wenn es keine valide Untersuchung war, steht für mich ganz klar fest: Diese Art des Feedbacks werde ich wieder einsetzen. Sie wurde so positiv aufgenommen, dass es sich lohnen dürfte, hier weitere Nachforschungen anzustellen. Ich kann wirklich jeder Lehrkraft nur ans Herz legen, sich einmal damit zu beschäftigen und es auszuprobieren.
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