Im Februar 2013 gelang der britischen Indie-Rock Band BΔSTILLE mit ihrer Single “Pompeii” der internationale Durchbruch. Und nicht nur, dass der Bandname einen historischen Bezug hat – Leadsänger Dan Smith hat am 14. Juli Geburtstag, dem Nationalfeiertag Frankreichs zur Erinnerung an den Sturm auf die Bastille – auch das Lied “Pompeii” bezieht sich auf ein historisches Ereignis: Den Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 n. Chr., infolge dessen die Stadt Pompeii vollständig begraben wurde.
Der lateinische Bezug: Plinius der Jüngere
Über die Ereignisse erfahren wir von Plinius dem Jüngeren, dem Neffen des gleichnamigen Flottenkommandanten, der auf der Rettungsmission vor Ort ums Leben gekommen ist. Plinius schrieb Briefe an seinen Freund, den Historiker Tacitus. In Epist. VI, 16 schildert er zahlreiche Einzelheiten des Ausbruchs und der Taten seines Onkels.
Wenn man den Brief liest und sich das Lied anhört, merkt man sehr schnell, dass es bis auf das Thema keine weiteren Übereinstimmungen gibt:
Interpretation
Bei dem Lied handelt es sich ganz offensichtlich nicht um eine Nacherzählung der Ereignisse, wenngleich bestimmte Textzeilen realistische Vorgänge bei einem Vulkanausbruch sehr genau schildern:
And the walls kept tumbling down
In the city that we love
Grey clouds roll over the hills
Bringing darkness from above
Lässt sich hier am ehesten noch ein Vergleich zu Plinius’ Schilderung ziehen, der in Teilen über das Naturphänomen berichtet, fällt das beim Rest schon schwerer, denn der Refrain bezieht sich auf die Zeit nach dem Ausbruch:
But if you close your eyes
Does it almost feel like
Nothing changed at all?
Da durch die Naturkatastrophe genaue Momentaufnahmen der Stadt konserviert wurden, mag es sich so anfühlen, dass alles noch genauso wie zuvor ist – wenn man die Augen schließt und dadurch die Asche nicht mehr sieht.
Wie ist es zu dem Song gekommen, was wollte die Band damit beschreiben? In einem Interview mit Radio X klärt Frontmann Dan Smith auf:
“I was reading a book that had some picture of the people who got caught up in the volcanic eruption. […] And it’s just such a kind of dark powerful image, and it got me thinking about how boring it must have been emotionally after the event. To be sort of stuck in that same position for hundreds and hundreds of years. […] So, the song is sort of an imaginary conversation between these two people who are stuck next to each other in their sort of tragic death pose.”
https://www.radiox.co.uk/artists/bastille/what-is-meaning-bastille-pompeii-lyrics/
Und worüber sprechen diese beiden Personen miteinander, außer über den Ausbruch? Sie fragen sich:
Oh where do we begin?
The rubble or our sins?
Bei der Entscheidung zwischen “Schutt” und “Sünden” liegt der Unterschied auf der Hand: Der Schutt sind die äußeren Gegebenheiten. Die Sünden lenken den Blick auf die Person und ihr Inneres. Wo fangen wir nach der Katastrophe an: Bauen wir das Leben um uns herum wieder auf oder hinterfragen wir uns selbst und fangen bei uns mit der Veränderung an?
Einsatz im Unterricht
Eine inhaltliche Rückkehr zu Plinius und den Vesuvbriefen gestaltet sich an dieser Stelle schwierig. Dennoch kann sich insbesondere im Nachgang eine Beschäftigung mit BΔSTILLEs “Pompeii” lohnen, falls man auch die Nachwirkungen der Katastrophe besprechen möchte. Auch als motivierender Einstieg in die Thematik eignet sich das Lied, denn tatsächlich ist nicht allen Lernenden sofort klar, worauf es anspielt.
Die Schülerinnen und Schüler könnten zunächst selbst überlegen, was die Aussage des Liedes sein mag. Nach und nach könnte man mehr Informationen geben und schließlich darüber diskutieren, ob die Pompeii-Thematik gelungen umgesetzt wurde.
Wer noch weitergehen möchte, kann das diskutierte Cover auf Latein der Belgierin Heleen Uytterhoeven direkt hinterschieben und besprechen.